Wider den guten Rat

Wider den guten Rat

Die Flut an allgemeinen Ratgebern, Blogs und Youtube Videos zum Thema Rollenspiel ist ungebrochen. Ich möchte hier mal ein wenig auf der Metaebene dazu schreiben.

Ratschläge an Spieler und Spielleiter gibt es praktisch schon so lange, wie es Rollenspiele gibt. Anfangs war das sicherlich auch der neuen Art des Spiels geschuldet, das alle erst einmal verstehen mussten. Aber inzwischen gibt es Tabletop Rollenspiele schon ziemlich lange. Da sollte man doch meinen, dass inzwischen praktisch alles niedergeschrieben sein sollte, was man sich denken kann.

Warum gibt es dann jedes Jahr immer neue Bücher/Videos/Blogs zum Thema?

Ich sehe hier drei verschiedene Aspekte, auf die ich näher eingehen möchte.

Aspekt 1: Es wird ja immer noch und immer wieder gefragt

Stimmt. Genauso wie sich jedes Jahr, Menschen fragen wie man am einfachsten eine neue Sprache lernt, wie man am besten kocht oder schreiben lernt. Es liegt in der Natur des Menschen bei neuen Dingen oder Problemstellungen nach Rat zu suchen und Ratgeberliteratur verkauft sich wohl an sich glänzend.

Wolfgang Baur, Monte Cook oder auch Matt Mercer und viele, viele andere sind bestimmt so oft gefragt worden, dass es sich für sie einfach lohnt, das für die Nachwelt festzuhalten.

Aspekt 2:  Es geht darum, eine Sichtweise zu ermöglichen oder eine Philosophie zu verbreiten

Das hängt jetzt sehr stark vom Ratgeber und Medium ab, aber ganz klar, gibt es bei einigen eine Botschaft, die vermittelt werden soll. Ob es die Frage des Einverständnisses ist, die Zugänglichmachung des Hobbys für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder die Frage der Darstellung von Minderheiten im Spiel. Solche Fragen oder Problembereiche ermuntern manche, darüber lang und breit zu schreiben, mit dem Ziel Aufmerksamkeit zu erzeugen oder den eigenen Standpunkt als einzige Wahrheit zu verkaufen.

Aspekt 3: Man möchte Erfahrungen weitergeben

In der Rückschau denkt man sich ja oft, dass man alles viel besser gemacht hätte, wenn einem vorher nur jemand gesagt hätte, dass an dieser Stelle im Abenteuer häufig ein großes Missverständnis auftritt. Gerade eben weil man einige solcher Erfahrungen gemacht hat, denkt man nun, dass man die Erfahrungen für die Nachwelt festhalten muss, damit diese nicht in die gleichen Fallen tappt.

Klar gibt es noch mehr Aspekte, die in ein solches Buch/Video/Blog eingehen und diese Aspekte sind nicht ausschließend, sondern werden in allen diesen Medien eben zu unterschiedlichen Anteilen eine Rolle spielen.

Ok. Wozu dann der Blogpost?

Ich habe in den letzten Tagen von einigen Leuten, Positives und Negatives über diese Ratgebermedien, ob im Video, Buch oder Comic, gehört und glaube, dass man da stark unterscheiden muss.

Ich zum Beispiel habe immer Spaß an den Videos von Matt Colville. Warum? Weil er einerseits gut erzählt und andererseits relativ stark anekdotisch, d.h. beispielgebunden vorgeht. Er legt immer an einem Beispiel aus seinen Spielrunden dar, was er meint oder erlebt oder gemacht hat. Häufig genug nehme ich aus diesen Videos etwas mit und wenn es nur die Anekdote ist.

Was mich aber momentan stört, ist, dass so viele Leute, Tipps geben, die vielleicht ja gut gemeint sind, aber niemandem helfen, weil sie zu unspezifisch, zu generell oder auch zu abstrakt sind.

Ja, es stimmt, dass man von jedem am Tisch ein hinreichendes Maß an Körperhygiene erwarten kann, aber das hat in meinen Augen in einem Rollenspielratgeber nichts verloren. Auch ist völlig richtig, dass es cool ist, wenn alle am Tisch sich über die Anforderungen und Erwartungen ans und im Spiel bewusst sind. Ich glaube allerdings nicht, dass hier ein Formblatt die Lösung ist. Einfach, weil es für viele Gruppen zu unspezifisch und abstrakt ist und daher wie ein Fremdkörper wirkt auf den man ablehnend reagiert.

Was mir persönlich und vielen anderen wohl auch mehr hilft, ist einerseits das Anekdotische, das immer irgendwie anschlussfähig ist und anderseits spezifischere Hinweise. Es ist schön, wenn man konkrete Hinweise für ein System oder Modul/Abenteuer erhält. Diese sind viel hilfreicher als Allgemeinplätze. Wenn also in einem Modul steht, dass an dieser Stelle in Testspielen dieses oder jenes häufiger passiert ist, dann hilft mir das mehr, als die allgemeine Aussage, man soll mit allem rechnen.

Diese Herangehensweise ist für jeden Aspekt oben besser als auf der allgemeinen Ebene zu bleiben. Will man nämlich wirklich bei Fragen oder Problemen helfen, dann am besten konkret. Ebenso, wenn man wirklich eine Philosophie/Spielweise propagieren will. Zum Weitergeben von Erfahrungen wäre es besonders sinnvoll, genau das zu machen.

Fazit

Ich glaube, dass wir lieber mehr Bücher/Ratgeber brauchen, die sich konkret und beispielgebunden auf spezielle Spiele/Systemtypen fokussieren, als generelle Bücher, die uns das beste Spielerlebnis überhaupt gewährleisten sollen.



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